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Immer auf der Suche nach neuen Aromen, unbekannten Geschmackserlebnissen sowie den neuesten Spirituosentrends. Emotionale Verkostungsnotizen aus dem feucht-fröhlichen Alltag eines Spirituosen-Redakteurs.

Mauritius Sundowner

Mein Kollege Benjamin Brouër hat in der aktuellen Ausgabe einen Kommentar zu den Vorzügen hochwertiger Premix-Cocktails geschrieben – auch hier online nachzulesen. Der Grundaussage kann ich mich nur anschließen: Premix ist selbst in Highend-Gastronomien kein Tabuthema mehr und die Kategorie muss sich auch in Sachen Qualität nicht unbedingt verstecken. Wenn es um fertige Drinks geht ist das Design mindestens so wichtig wie der Inhalt – ein Hingucker muss es sein und mehr noch als jeder schön präsentierte Cocktail für sich stehen können.

Wer hat schon mal einen Rum Tonic getrunken? Im Zuge des Gin-Hypes und der neu gewonnenen Vielfalt an Tonic- und Filler-Varianten liegt es nahe, auch mal eine andere Kombination zu probieren. Und ja, da erzähle ich nichts Neues; der Aperitiftrend ist das beste Beispiel für eine neue Easy Drinking-Kultur. Also auch Rum Tonic! Ja, das ist definitiv einen Versuch wert. Auch auf die Gefahr hin, damit jemandem auf den Schlips zu treten, behaupte ich: Die Welt des Rums und (Rhums) bietet eine um ein Vielfaches höhere Aromenvielfalt als es Gin jemals könnte. So viele unterschiedliche Stile, Traditionen und Herkunftsländer, wie es es sie beim Rum zu entdecken gibt, hat man bei keiner anderen Spirituose.

Was ist Mauritius Sundowner?

Leider noch etwas unter dem Radar fliegen die Qualitäten von der Trauminsel Mauritius. Im sonnenverwöhnten Inselstaat im Indischen Ozean nutzt man vorwiegend frischen Zuckerrohrsaft zur Rum-Produktion – ähnlich dem Rhum Agricole, wie er in den französischen Antillen verbreitet ist, aber eben nicht das Gleiche. 

Beim Mauritius Sundowner hat man sich nun dazu entschieden, den Rum Tonic im Ready-to-Drink-Format zu präsentieren, aber in was für einem! Die Sekt-Flasche samt Korken und das edle, schlichte Etikett machen neugierig und einen tollen ersten Eindruck. Zeit, die Korken knallen zu lassen!

Wie schmeckt das?

Erstmal irritierend. Das liegt aber nur daran, dass das Hirn aufgrund der Aufmachung derart auf Schaumwein getrimmt ist und der Sundowner dann auch noch golden-schimmernd aus der Flasche perlt. Die Irritation weicht auch in Windeseile prickelndem Genuss. Knackig-kalt und mit einer angenehmen süß-herben Balance lässt sich der Aperitifgedanke bestens nachvollziehen. Die Flasche lädt zum Teilen mit (ausschließlich guten) Freunden ein und diente bei mir als brilliantes Pairing zu vietnamesischen Sommerrollen

Der Basis-Rum für den Mauritius Sundowner ist der Oaks & Ames Gold – ein leicht gelagerter Rum, für den sowohl Bourbon-, französische Sauternes-Fässer als auch neue Eiche zum Einsatz kommen. Meine bisherige Erfahrung mit Rum Tonic beschränkte sich auf hellen, ungelagerten Rum, doch das hier ist ein neues Level. Die fruchtig-vanilligen Nuancen aus der Fasslagerung und ein Hauch Orange bilden den perfekten Kontrapunkt zum herb-spritzigen Tonic Water. 

Braucht es das?

Ein eindeutiges: Aber Hallo! Das Produkt erweitert die Aperitif-Range um einen tollen neuen Aspekt und bietet ein Premium Sharing-Vergnügen für alle, die gern den Coolness-Faktor einer Champagner-Order hätten, aber den Geschmack eigentlich gar nicht mögen. Moët Ice, du kannst nach Hause fahren!

Mauritius_Sundowner_groß

Klar, die Verkaufseinheit ist ein Statement und man muss es sich als Gastronom schon gut überlegen, ob man das glasweise ausschenken möchte. Neugierig macht man die Gäste aber spätestens, wenn sie die Flasche auf einem anderen Tisch gesehen haben und dann hat das Ding das Zeug zum Selbstläufer. Aber Vorsicht: die Sehnsucht nach Mauritius-Urlaub könnte teuer werden.

Im kommenden Jahr sollen noch zwei weitere Sorten – ebenfalls auf Rum-Basis – folgen, dann kann man damit vielleicht schon alleine ein solides Aperitifmenü füllen. Aktuell kommt der Sundowner noch mit 6,5 % vol. in die Flasche – bei der nächsten Charge soll der Alkoholgehalt auf 10 % steigen, um die in vielen Fällen sinnfreie „Alkopop-Steuer“ zu vermeiden. Es bleibt abzuwarten, ob das die geschmackliche Balance verändert, doch mit einer guten Ladung Eis sollte der Drink auch dann noch easy genug sein, um die Flasche guten Gewissens leeren zu können.